
Fieber bei Erkältung – Was müssen wir als Eltern beachten?
Autor: Dr. med. Jörg Zorn, Arzt
Fieber bei Kindern sorgt bei vielen Eltern für Besorgnis und Unruhe. So ein Temperaturanstieg bei einer Erkältung ist aber zunächst eine ganz normale Reaktion bei Kindern und zeigt, dass der Körper gegen die ursächlichen Krankheitserreger kämpft. Wann Fieber gefährlich wird, wie Sie sich als Eltern am besten verhalten und wann Sie mit Ihrem fiebernden Kind lieber eine Kinderarztpraxis aufsuchen sollten, erfahren Sie hier.
Wissenswertes rund ums Fieber
Ist Fieber ein gutes Zeichen bei Erkältung?
Grundsätzlich bedeutet Fieber bei einer Erkältung erst einmal nur, dass der Körper optimale Bedingungen für das Immunsystem im Kampf gegen die Erkältungserreger schafft. Denn das Immunsystem funktioniert am besten bei erhöhter Körperkerntemperatur, etwa um die 39 °C. Kinder reagieren auf einen Infekt zudem viel häufiger mit einem Temperaturanstieg als Erwachsene. Das liegt unter anderem daran, dass sich das Immunsystem noch entwickelt – es muss erst noch trainiert werden. Fieber bei einem erkälteten Kind ist also sehr häufig und zunächst nur ein Zeichen, dass das Immunsystem gut funktioniert.
Trotzdem sorgt Fieber bei Eltern oft für große Unruhe. In den meisten Fällen besteht aber kein Grund zur Sorge, sondern es kann erst einmal abgewartet und beobachtet werden.
Kann ein Kind auch durch Überanstrengung Fieber bekommen?
Ja, bei Kindern kommt es schneller zu Temperaturanstiegen als bei Erwachsenen und es muss nicht immer ein Infekt dahinterstecken. Auch durch Überanstrengung bzw. anstrengende körperliche Aktivitäten können die Körpertemperatur bei Kindern erhöhen. Wenn Ihr Kind beispielsweise den ganzen Tag draußen ausgiebig herumgetobt oder viel Sport getrieben hat, kann es durchaus vorkommen, dass die Temperatur abends erhöht ist – auch ohne Infekt. Das ist kein Grund zur Sorge, sondern ganz normal in dem Alter. In der Regel sinkt die Temperatur auch schnell wieder ab, wenn sich das Kind schlafen legt oder etwas ausruht. Die Temperatur steigt in solchen Fällen meist auch nur gering an und befindet sich eher im subfebrilen Bereich (bis 38,5 °C).
Wenn Ihr Kind bereits an einem Infekt leidet und deswegen eine erhöhte Temperatur hat, darf es sich auf keinen Fall körperlich anstrengen. Dann haben betroffene Kinder aber nicht nur Fieber, sondern leiden in der Regel noch an anderen typischen Erkältungssymptomen wie Schnupfen, Halsschmerzen, Husten und allgemeiner Abgeschlagenheit. In diesem Fall sollten körperliche Anstrengungen unbedingt vermieden werden, da es sonst durch die Überbelastung mitunter zu einem gefährlichen Anstieg des Fiebers kommen kann.
Ist schnelles Atmen bei Fieber normal?
Bei Fieber kommt es häufig vor, dass die Atmung der betroffenen Kinder kurzzeitig etwas schneller wird als normalerweise, besonders bei Babys und Kleinkindern. Das ist eine normale Begleitreaktion des Körpers bei Temperaturanstiegen. Wenn es Ihrem Kind ansonsten – den Umständen der Erkältung entsprechend – gut geht und keine Atemnot oder Geräusche bei der Ein- und Ausatmung auftreten, besteht kein Grund zur Sorge. Behalten Sie Ihr Kind einfach gut im Auge und achten Sie darauf, dass es sich nicht zu sehr anstrengt, sondern vor allem ausruht.
Zur Kontrolle: Atemfrequenz selbst messen
Sie können die Atemfrequenz Ihres Kindes auch ganz unkompliziert selbst überprüfen. Zählen Sie dafür einfach, wie viele Atemzüge Ihr Kind innerhalb einer Minute macht. Die Grenzwerte finden Sie weiter unten. Gut zu wissen: Wenn Sie die Atemzüge nur schwer wahrnehmen und zählen können und Ihr Kind keinen unruhigen oder angestrengten Eindruck macht, ist das meist schon ein erster Hinweis darauf, dass Ihr Kind nicht unter Atemnot leidet.
In wenigen Ausnahmefällen kann eine stark erhöhte Atemfrequenz auf eine Lungenentzündung hindeuten. Diese muss unbedingt ärztlich behandelt werden. Das kommt aber sehr selten vor. Betroffenen Kindern geht es in diesem Fall meist insgesamt sehr schlecht und es besteht ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl. Ist das nicht der Fall und solange die Atmung Ihres Kindes unter folgenden Werten liegt, ist es sehr unwahrscheinlich, dass eine solche behandlungsbedürftige Lungenentzündung vorliegt.
Hier die normalen Werte der Atemfrequenz:
- Kindesalter < 6 Monate: weniger als 60 Atemzüge pro Minute
- Kindesalter 6–12 Monate: weniger als 50 Atemzüge pro Minute
- Kindesalter 1–5 Jahre: weniger als 40 Atemzüge pro Minute
- Kindesalter > 5 Jahre: weniger als 20 Atemzüge pro Minute
Sollte die Atemfrequenz bei Ihrem Kind über dem jeweiligen Grenzwert liegen, sich auch nach mehreren Stunden nicht bessern oder, wenn Ihr Kind sichtlich Luftnot hat, suchen Sie umgehend eine Kinderarztpraxis auf.
Tipps zum Umgang mit Fieber
Wie hoch ist Fieber bei einer Erkältung bei einem Kind?
Normalerweise liegt die Körpertemperatur zwischen 36,5 °C und 37,5 °C. Die Einteilung in erhöhte Temperatur und Fieber ist nicht einheitlich festgelegt.
In der Regel spricht man bei Temperaturen bis zu 38,5 °C von einer erhöhten oder auch subfebrilen Temperatur, darüber von Fieber. Ab 39 °C hat das Kind hohes Fieber. Bei Babys bis zu sechs Monaten spricht man schon ab 38 °C von Fieber. Diese Werte beziehen sich alle auf eine Messung im Po, hier lässt sich die Temperatur am zuverlässigsten bestimmen. Bei älteren Kindern, die aktiv mitmachen können, ist auch eine Fiebermessung im Mund möglich.
Bei Kindern steigt die Temperatur bei einer Erkältung häufig an, auch hohes Fieber um die 39 °C ist keine Seltenheit. Wichtig ist dann, dass sich betroffene Kinder viel ausruhen und ausreichend trinken. Außerdem sollten Sie regelmäßig die Temperatur kontrollieren. Wenn Ihr Kind hohes Fieber hat, messen Sie lieber öfter Fieber, etwa alle halbe Stunde bis Stunde, um zu beobachten, ob die Temperatur weiter ansteigt.
Wann muss ein Kind mit Fieber zum Arzt?
Wenn bei Ihrem Kind im Verlauf einer klassischen Erkältung neben den typischen Symptomen auch Fieber auftritt, müssen Sie nicht sofort eine Arztpraxis aufsuchen. In der Regel lässt das Fieber von allein innerhalb von Stunden bis wenigen Tage nach. Am besten beobachten Sie den Temperaturanstieg bei Ihrem Kind sorgfältig und messen regelmäßig nach.
Wenn sich Ihr Kind ausgesprochen krank fühlt und durch das Fieber nicht schlafen kann, können Sie auch versuchen, das Fieber zu senken.
Ein Arztbesuch ist in der Regel nur erforderlich, wenn sich der Gesundheitszustand Ihres erkälteten Kindes plötzlich deutlich verschlechtert oder das Fieber stetig weiter ansteigt.
In folgenden Situationen sollten Sie lieber einen Arzt aufsuchen bzw. gegebenenfalls auch telefonisch kontaktieren:
- Atemnot
- knisternde oder rasselnde Atemgeräusche
- hohes Fieber bei Babys unter 6 Monaten (> 38 °C)
- anhaltendes Fieber (bei kleinen Kindern bis zum zweiten Lebensjahr länger als einen Tag, bei älteren Kindern länger als drei Tage)
- keine Temperatursenkung trotz fiebersenkender Mittel
- schubweise auftretendes Fieber
- zusätzliches Auftreten von Erbrechen, Durchfall und/oder starken Bauchschmerzen
- Hautausschlag
Sonderfall Fieberkrampf
Bei Kleinkindern zwischen sechs Monaten und fünf Jahren können Fieberkrämpfe auftreten. Hier kommt es durch das Fieber zu Krampfanfällen. Diese sehen dramatisch aus, sind aber in den meisten Fällen harmlos. Eltern müssen auch keine Entwicklungsstörungen, Folgeerkrankungen oder dergleichen befürchten.
Wenn Ihr Kind anfängt zu krampfen, bewahren Sie Ruhe, nehmen Ihr Kind in den Arm und versuchen Sie es behutsam zu beruhigen bis der Fieberkrampf vorüber ist. Dieser hört normalerweise bereits nach wenigen Minuten von allein wieder auf. Geben Sie Ihrem Kind während des Fieberkrampfs auf keinen Fall etwas zu trinken, da es sich sonst verschlucken könnte. Auch kaltes Wasser oder kalte Umschläge sind nicht hilfreich.
Dauert ein Fieberkrampf länger als fünf Minuten, tritt wiederholt auf oder zeigt Ihr Kind danach anhaltende Bewusstseinstrübungen, sollten Sie umgehend ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Bei Fieberkrämpfen besteht grundsätzlich das Risiko, dass diese erneut auftreten. Etwa bei einem Drittel der betroffenen Kinder muss im Verlauf mit weiteren Fieberkrämpfen gerechnet werden. Zur Vorbeugung können Sie als Eltern leider nichts unternehmen, außer, dass Sie sich und Ihr Kind darauf vorbereiten und bei einem erneuten Fieberkrampf möglichst ruhig bleiben. Die Krämpfe lassen jedoch mit zunehmendem Alter von allein nach und treten spätestens mit dem Schulalter gar nicht mehr auf.
Wie lange ist Fieber bei einer Erkältung normal?
Eine unkomplizierte Erkältung klingt bei Kindern in der Regel innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder ab. Fieber bzw. eine erhöhte Temperatur tritt vor allem während der akuten Phase der Erkrankung auf, wenn das Immunsystem mit allen Mitteln gegen die Erkältungserreger kämpft. Besonders abends kommt es bei Kindern häufig zu sogenannten Fieberspitzen. Meist haben Kinder, je nach Schwere des Infekts, ein bis drei Tage Fieber während einer Erkältung. Hier gibt es aber große individuelle Unterschiede.
Fiebersenkende Maßnahmen sind in der Regel nicht notwendig, nur wenn sich Ihr Kind schwer krank fühlt und z. B. durch das Fieber nicht richtig schlafen kann. Versuchen Sie als Eltern, Ihr Kind einfach gut im Auge zu behalten. Schenken Sie ihm viel Aufmerksamkeit, kontrollieren Sie regelmäßig die Temperatur und sorgen Sie dafür, dass es ausreichend trinkt, sich ausruht und ihm auf keinen Fall zu kalt ist. Dann sinkt die Temperatur in wenigen Tagen von allein wieder.
Sie können jedoch versuchen, unangenehme zusätzliche Beschwerden wie Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen zu lindern. Hier stehen Eltern beispielsweise verschiedene Behandlungsmöglichkeiten von Hausmitteln über pflanzliche Arzneimittel zur Verfügung.
Mehr zu Behandlungsmöglichkeiten lesen Sie hier:
Quellen:
Huppertz, H-I. "Das fiebernde Kind." Pädiatrie (2013): 429-433.
Zepp, F. "Fieber." Monatsschrift Kinderheilkunde 169.5 (2021): 402-402.
Pfeffer-Roth, Ulla, and Olga Schmitt. "Klug entscheiden bei Fieber: Richtiger Umgang mit dem häufigsten Vorstellungsgrund von Kindern." Pädiatrie 36.2 (2024): 19-22.
FORSTER, DR MED JOHANNES, and DR MED STEFAN SAUERLAND. "Fieber senken bei Kindern und Erwachsenen: Ab wann ist es sinnvoll?."