
Mittelohrentzündung mit Ohrenschmerzen bei Kindern – Was tun?
Autor: Dr. med. Jörg Zorn, Arzt
Ohrenschmerzen deuten häufig auf eine Mittelohrentzündung als Ursache bei Kindern hin. In vielen Fällen heilt die Entzündung von selbst aus, aber zur Schmerzlinderung können z. B. geeignete schmerzstillende Mittel gegeben werden und abschwellende Nasentropfen unterstützen dabei, die Belüftung des Mittelohrs zu verbessern. Bei starken Schmerzen oder wenn die Entzündung länger anhält, sollte lieber ein Arzt konsultiert werden. Wie Sie Ihr Kind bei Ohrenschmerzen am besten unterstützen können und welche Behandlungsmöglichkeiten in diesem Alter zur Verfügung stehen, lesen Sie im folgenden Beitrag.
Behandlungsmöglichkeiten und Verhaltenshinweise
Wie behandelt man Otitis media bei Kindern?
In den meisten Fällen heilt eine akute Mittelohrentzündung, auch Otitis media genannt, innerhalb weniger Tage von alleine ab – ebenso wie die Erkältung, mit welcher die Mittelohrentzündung meist zusammen auftritt.
Aber auch, wenn in der Regel keine ärztliche Behandlung notwendig ist, sind die Schmerzen für die betroffenen Kinder oft sehr unangenehm. Außerdem wird der Schlaf durch die Ohrenschmerzen beeinträchtigt, was sich auf die Genesung der kleinen Patienten auswirkt. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie Sie Ihr erkranktes Kind beim Heilungsprozess unterstützen und die Beschwerden lindern können:
Schmerzmittel
Bei starken Schmerzen – vor allem, wenn Ihr Kind deswegen nicht gut schlafen kann – können geeignete Schmerzmittel gegeben werden. Präparate mit Paracetamol wirken schmerzlindernd und fiebersenkend und können auch von Kindern eingenommen werden. Dabei steht der Wirkstoff in verschiedenen Darreichungsformen zur Verfügung, von Zäpfchen über Saft bis zu Tabletten. Die genaue Dosierung hängt vom Alter und dem Körpergewicht Ihres Kindes ab. Hier sollten sich Eltern an die empfohlenen Angaben in der Packungsbeilage halten.
Hinweis: Auf keinen Fall dürfen Sie Ihrem Kind Acetylsalicylsäure (ASS) geben. Im Kindesalter kann es bei der Einnahme zu gefährlichen Nebenwirkungen kommen.
Abschwellende Nasentropfen und Nasensprays
Eine Mittelohrentzündung entwickelt sich bei Kindern häufig im Verlauf einer Erkältung, wenn sich die Erreger weiter bis ins Mittelohr ausbreiten. Zudem schwellen die Schleimhäute im Nasen-Rachen-Raum an und es kommt zu einer Verengung bzw. einem Verschluss des verbindenden Gangs zwischen Ohr und Rachenraum, der sogenannten Eustachischen Röhre (auch Ohrtrompete genannt). Dadurch kann mögliches Sekret aus dem Mittelohr nicht mehr abfließen, es staut sich an und verursacht die typischen Schmerzen bei einer Otitis media.
Daher kann es betroffenen Kindern helfen, abschwellende Nasentropfen oder Nasensprays anzuwenden und so den Abfluss des Sekrets wieder zu verbessern. Diese sollten jedoch immer nur für kurze Zeit eingesetzt werden. Am besten halten Sie vor der Anwendung Rücksprache mit Ihrem Kinderarzt.
Trommelfellschnitt
Das hört sich für viele Eltern erst einmal sehr dramatisch an, ist aber tatsächlich ein sehr häufig durchgeführter Eingriff bei Kindern mit einer Mittelohrentzündung. Durch die Ansammlung von Sekret und Flüssigkeit im Mittelohr, die nicht über die Ohrtrompete abfließen kann, wird das feine Trommelfell durch den Druck gedehnt und in den Gehörgang vorgewölbt. Das ist mit sehr unangenehmen Schmerzen für die Kinder verbunden.
Durch eine kleine sogenannte Stichinzision, also einen winzigen Schnitt in das Trommelfell, kann die Flüssigkeit aus dem Mittelohr ablaufen und der Druck lässt augenblicklich nach – genauso wie die Schmerzen. Das kleine Loch im Trommelfell heilt innerhalb weniger Tage von alleine wieder zu.
Was darf man bei Mittelohrentzündung nicht machen?
Wasser im Ohr ist während einer Mittelohrentzündung absolut tabu. Das bedeutet, auf keinen Fall Besuche im Schwimmbad oder Ausflüge ans Meer oder einen See planen! Auch auf Baden sollten Sie bis zur Abheilung verzichten. Duschen können Sie mit Ihrem Kind vorsichtig versuchen, achten Sie aber darauf, dass kein Wasser ins Ohr läuft und trocknen Sie im Anschluss die Ohren wieder gut ab.
Wattestäbchen oder ähnliche Maßnahmen, um den Gehörgang Ihres Kindes zu reinigen, sollten Sie bei einer akuten Otitis ebenfalls vermeiden. Das kann die entzündeten Ohren zusätzlich reizen und zu Verletzungen führen.
Was tun, wenn Flüssigkeit aus dem Ohr läuft?
Wenn Sie als Elternteil bemerken, dass bei Ihrem Kind Flüssigkeit aus dem Ohr läuft, bedeutet das meist, dass das Trommelfell eingerissen ist. Das passiert relativ häufig, wenn der Druck im Mittelohr ansteigt und das Trommelfell darunter „durchbricht“.
In der Regel ist das Sekret eitrig mit leichten Blutbeimengungen durch die kleine Verletzung. Typisch ist, dass die Schmerzen schlagartig nachlassen. Für die Kinder ist der Trommelfell-Durchbruch also tatsächlich häufig gar nicht so schlimm, sondern führt eher zu Erleichterung und Schmerzfreiheit. Das kleine Loch im Trommelfell heilt dann innerhalb weniger Tage von alleine wieder zu.
Wenn Sie bemerken, dass über mehrere Tage immer wieder Sekret aus dem Ohr läuft, sollten Sie lieber einmal eine Kinderarzt- oder HNO-Praxis aufsuchen, um die Verletzung untersuchen zu lassen.
Hausmittel und Tipps
Welche Hausmittel helfen gegen leichte Ohrenschmerzen?
Es gibt einige bewährte Hausmittel, mit denen Sie Ihr Kind beim Heilungsprozess unterstützen können. Neben viel Ruhe, Schlaf und ausreichend Flüssigkeit, sind beispielsweise Zwiebelsäckchen auf dem Ohr eine beliebte Methode zur Linderung der Entzündung.
Zwiebeln haben entzündungshemmende Effekte
Schneiden Sie dafür einfach eine Zwiebel in kleine Würfel und geben diese in ein kleines, dünnes Säckchen – beispielsweise einen sauberen Seidenstrumpf. Anschließend legen Sie das Zwiebelsäckchen auf das betroffene Ohr und ziehen Ihrem Kind am besten vorsichtig eine Mütze oder ein Stirnband darüber, damit das Säckchen an Ort und Stelle bleibt. Belassen Sie die Zwiebelstückchen etwa für 20 Minuten auf dem Ohr. Das können Sie mehrmals am Tag wiederholen.
Wadenwickel können gegen Fieber helfen
Zur Fiebersenkung können verschiedene Arten von Wickeln angewendet werden. Wadenwickel sind beispielsweise eine beliebte Variante. Verwenden Sie hierfür am besten lauwarmes Wasser, tauchen Sie ein Handtuch ein, wringen es aus und wickeln es um die Waden Ihres Kindes. Achten Sie darauf, dass die Tücher gut anliegen, aber nicht zu eng gewickelt sind, und schlagen Sie anschließend noch eine trockene Decke darum. Die Wadenwickel sollten so für etwa 15 bis 30 Minuten belassen werden.
Ist Wärme gut bei einer Mittelohrentzündung?
Machen Sie das am besten davon abhängig, ob Ihrem Kind die Wärme guttut oder eher nicht. Die meisten Kinder empfinden Wärme bei einer Mittelohrentzündung als angenehm. Dafür stehen verschiedene Hausmittel und Methoden zur Verfügung.
Rotlichtanwendungen sind beispielsweise eine beliebte Maßnahme bei Mittelohrentzündungen, da es die Durchblutung im Ohr steigert und so das Abwehrsystem vor Ort unterstützt. Achten Sie nur unbedingt darauf, dass weder die Augen Ihres Kindes noch Ihre eigenen durch die Anwendung geschädigt werden – daher immer eine passende Schutzbrille tragen.
Wer keine Rotlichtlampe zu Hause hat, kann auch auf herkömmliche Wärmflaschen oder aufwärmbare Körnerkissen zurückgreifen.
Bei allen Wärmebehandlungen sollte nur immer darauf geachtet werden, dass die Anwendungen nicht zu heiß sind. Falls Ihr Kind die Wärme als unangenehm empfindet, brechen Sie die Anwendung lieber ab.
Ist Kauen hilfreich bei Mittelohrentzündung?
Durch die Bewegungen beim Kauen wird die Ohrtrompete, der Verbindungsgang zwischen Rachenraum und Mittelohr, geöffnet. Diesen Effekt macht man sich beispielsweise bei Flugreisen zunutze, wenn man kleinen Kindern etwas zum Kauen gibt, damit so immer wieder die Ohrtrompete geöffnet und der Druckausgleich gefördert wird.
Bei einer akuten Mittelohrentzündung ist Kauen für die betroffenen Kindern allerdings oft schmerzhaft und wird daher eher vermieden. Hinzu kommt, dass die Schleimhaut in der Ohrtrompete häufig so angeschwollen ist, dass ein Druckausgleich durch Kauen ohnehin nicht möglich ist.
Wenn Ihr Kind also Schmerzen beim Kauen hat, sollten Sie das auf keinen Fall forcieren. Geben Sie Ihrem Kind lieber weiche Speisen, bei denen es nicht viel kauen muss.
Mittelohrentzündung mit Ohrenschmerzen
Behandlungsmöglichkeiten – die wichtigsten Fragen und Antworten auf einen Blick
Was muss man bei einer Mittelohrentzündung bei einem Kind beachten?
Eine akute Mittelohrentzündung kommt bei Kindern relativ häufig vor und ist oft sehr schmerzhaft. In den meisten Fällen klingen die Symptome aber innerhalb weniger Tage von alleine wieder ab.
Während der Erkrankungsphase sollten Sie als Eltern darauf achten, dass sich Ihr Kind gut erholt, ausreichend schläft und viel trinkt. Außerdem ist es wichtig, dass auf keinen Fall Wasser in das betroffene Ohr kommt. Baden, Schwimmengehen oder Ausflüge zum See oder Meer sind daher tabu.
Mehr zu Mittelohrentzündungen bei Kindern lesen Sie hier: Ohrenschmerzen bei Babys und Kindern – Kann das eine Mittelohrentzündung sein?
Was tun bei akuter Mittelohrentzündung bei Kindern?
Wenn Ihr Kind unter starken Schmerzen leidet, können geeignete Schmerzmittel für Linderung sorgen. Paracetamol kann beispielsweise auch von Kindern eingenommen werden, die jeweilige Dosierung hängt immer vom Alter und dem Gewicht des Kindes ab.
Zusätzlich können noch verschiedene Hausmittel zur Unterstützung des Heilungsprozesses eingesetzt werden. Wenn Ihr Kind Wärme als angenehm empfindet, können Sie eine Wärmflasche, Körnerkissen oder auch eine Rotlichtlampe bei dem betroffenen Ohr einsetzen. Auch Zwiebelsäckchen sind ein beliebtes Hausmittel bei Mittelohrentzündungen.
Wenn sich die Beschwerden auch nach einigen Tagen nicht bessern, oder die Schmerzen sogar zunehmen, sollten Sie unbedingt einen Kinder- oder einen HNO-Arzt aufsuchen.
Quellen
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. (2019, June). DEGAM–Leitlinie Nr. 7: Ohrenschmerz.
Thomas, Jan Peter, et al. Strukturiertes Vorgehen bei akuter Otitis media. Dtsch Arztebl Int 111.9 (2014): 151-160.