
Husten bei Babys und Kleinkindern: mögliche Ursachen
Autor: Dr. med. Jörg Zorn, Arzt
Husten bei Kindern ist einer der häufigsten Gründe, weswegen Eltern eine Kinderarztpraxis aufsuchen. Meist steckt eine harmlose Erkältung hinter dem Husten, in seltenen Fällen können aber auch andere Auslöser verantwortlich sein. Im folgenden Beitrag erfahren Sie mehr über die möglichen Ursachen und worauf Eltern achten sollten.
Die häufigsten Ursachen für akuten kindlichen Husten sind:
- Erkältungshusten (am häufigsten)
- Pseudokrupp
- Bronchitis
- Fremdkörperaspiration (= plötzlicher Husten durch verschluckte Gegenstände)
- Keuchhusten
- Lungenentzündung
In den allermeisten Fällen husten Babys und Kleinkinder aufgrund einer ganz normalen Erkältung – meist ausgelöst durch eine virale Infektion der oberen Atemwege. Der Husten klingt in der Regel nach einigen Tagen bis Wochen wieder ab. Eine weitere mögliche Ursache für akuten Husten ist zum Beispiel eine Bronchitis, bei der sich die Entzündung von den oberen auf die tieferen Atemwege ausbreitet und die Bronchien betrifft.
Manchmal jedoch hält der Husten länger an: Chronischer, über zahlreiche Wochen andauernder – oft trockener – Husten kann ein Hinweis auf Asthma sein. Generell spricht man übrigens von einem chronischen Husten, wenn die Beschwerden länger als acht Wochen bestehen. Auch andere Erkrankungen können bei einem länger bestehenden Husten als Ursache infrage kommen und sollten ärztlich abgeklärt werden.
Wann Sie mit einem hustenden Kind besser zeitnah ärztlichen Rat einholen sollten, erfahren Sie unter Husten bei Babys und Kleinkindern – wann zum Arzt?
Wieso husten wir?
Husten ist ein sehr sinnvoller Mechanismus in unserem Körper. Dabei verschließt sich die Stimmritze im Kehlkopf kurz, woraufhin ein kräftiger Atemstoß folgt, mit dem Ablagerungen, Fremdkörper und Schleim nach außen befördert werden. Denn Husten hat in erster Linie eine reinigende Funktion. Er hält die Schleimhaut der Atemwege und die feinen Flimmerhärchen darauf sauber.
Gut zu wissen: Wieviel Husten ist normal?
Dass Kinder häufig husten, ist völlig normal. Einer Untersuchung zufolge husten gesunde Kinder 10-mal pro Tag, manche sogar mehr als 30-mal. Pathologischer Husten, hinter dem also eine Erkrankung steckt, tritt dagegen entweder noch häufiger auf, ist intensiver, klingt anders oder dauert länger an. Verantwortlich dafür sind in den meisten Fällen Atemwegsinfekte, die sich Kinder vor allem in der kalten Jahreszeit sehr häufig einfangen. Im Kindergarten- und Vorschulalter sind 8–12 Infekte pro Jahr üblich, die jeweils 7–11 Tage andauern können. Schulkinder erkranken schon deutlich seltener, aber bis zu 4 Infekte pro Jahr gelten auch bei ihnen als normal.
Was Sie tun können, um den Husten Ihres Kindes zu lindern, haben wir hier für Sie zusammengefasst: Husten bei Babys und Kleinkindern: Was tun?
Davon abzugrenzen ist Husten als Symptom einer Erkrankung. Auch hier kann er durchaus sinnvoll sein, zum Beispiel im Rahmen einer Erkältung oder eines grippalen Infekts der Atemwege, bei dem sich vermehrt Schleim bildet. Dieser wird zusammen mit den Krankheitserregern abgehustet, um den Infekt möglichst rasch wieder loszuwerden. Bei Schnupfen läuft der Schleim vor allem in der Nacht, wenn das Kind auf dem Rücken liegt, aus der Nase in den Kehlkopf, wo er einen Hustenreflex auslöst. Auch hier übernimmt der Husten also eine wichtige Funktion.
Mehr zum Thema „Schnupfen bei Kindern: Was ist noch normal?“ lesen Sie hier.
Ursachen
Häufigster Grund für Husten: eine Atemwegsinfektion
Wenn ein Kind über mehrere Tage hinweg vermehrt hustet, steckt meist ein Infekt der Atemwege dahinter, der in der Regel harmlos ist und von alleine wieder abheilt. Vor allem, wenn die kleinen unteren Atemwege, die sogenannten Bronchien, betroffen sind, ist Husten ein typisches Symptom.
Durch die Entzündung sind die Schleimhäute in den Atemwegen gereizt und das führt zu vermehrtem Hustenreiz. Husten bei einer Erkältung oder einer akuten Bronchitis verläuft häufig in Phasen: Zunächst tritt meist ein unproduktiver Husten auf. Während der akuten Phase der Erkrankung wird der Husten dann häufig produktiv, erkrankte Kinder husten vermehrt Schleim aus. Im weiteren Verlauf wir der abgehustete Schleim wieder weniger und meist bleibt dann noch für einige Tage ein unangenehmer, trockener Reizhusten bestehen.
Als Begleiterscheinung einer Erkältung kann auch ein nächtlicher Hustenreiz auftreten: Im Liegen sammelt sich Schleim leichter im Rachenraum, was zu verstärktem Husten in der Nacht führt. Auch das Atmen durch den Mund bei verstopfter Nase trocknet die Atemwege aus und verstärkt den Reiz.
Darüber hinaus gibt es aber noch viele andere, seltenere Ursachen für Husten. Um herauszufinden, wieso ein Kind hustet, sind mehrere Faktoren wichtig:
1. Dauer des Hustens
Man unterscheidet akuten von chronischem Husten. Dazwischen setzen manche Experten noch einen sogenannten subakuten Husten:
- akut: < 3 Wochen
- subakut: 3–8 Wochen
- chronisch: > 8 Wochen
2. Art bzw. Qualität des Hustens
Hier kommt es darauf an, ob Ihr Kind Schleim abhustet oder nicht. In der Fachsprache heißt das:
- produktiv (Husten mit weißlichem, grünlichem oder gelb-eitrigem Schleim) oder
- trocken (Reizhusten)
Für die Einordnung des Hustens ist die Frage nach der Qualität zwar nicht entscheidend; sie kann aber helfen, wenn es darum geht, was man am besten gegen den Husten tun kann. So wirken etwa bei einem trockenen Reizhusten bestimmte Hausmittel besonders gut.
Einen Überblick über bewährte Maßnahmen und Hausmittel haben wir hier für Sie zusammengestellt.
3. Alter des Kindes
Außerdem spielt das Alter des Kindes eine Rolle. Manche Erkrankungen sind typisch für das Säuglingsalter, andere treten eher bei älteren Kindern oder Jugendlichen auf. Speziell bei Babys und Kleinkindern gibt es einiges zu beachten, das Sie wissen sollten.
Darum soll es im Folgenden gehen.
Seltenere Ursachen für Husten bei Babys und kleinen Kindern
Husten während der Mahlzeiten
Im Säuglingsalter gehört zur Abklärung von Husten immer die Frage, ob er während oder nach den Mahlzeiten auftritt. Das kann ein wichtiger Hinweis für den Arzt sein, der dann ggf. verschiedene Untersuchungen durchführt. Wenn der Säugling sich zum Beispiel beim Husten regelmäßig erbricht, leidet er womöglich an einem sogenannten Reflux, bei dem Magensäure in die Speiseröhre gelangt. Allerdings: Meist ist ein saures Aufstoßen, das sogenannte „Bäuerchen“, ganz normal und bedarf keiner Behandlung.
Bei den ganz Kleinen kann sich hinter einem Husten während der Mahlzeiten auch eine Fehlbildung verbergen. Das ist insgesamt selten, muss aber bei anhaltenden Beschwerden abgeklärt werden. Zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen gehört die Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte, die den Kindern beim Kauen und Schlucken Probleme bereiten kann.
Trockener oder „bellender“ Husten
Hinter einem trockenen Husten kann bei Säuglingen und Kleinkindern neben einer Bronchitis auch ein Keuchhusten stecken – ebenfalls eine Infektionserkrankung, die allerdings durch Bakterien hervorgerufen wird, während eine Bronchitis meist viral bedingt ist.
Wenn Babys oder Kleinkinder „bellend“ husten und nur schwer Luft bekommen, kann das ein Hinweis auf einen sogenannten Pseudokrupp sein. Dabei kommt es zu einer Entzündung und Schwellung von Kehlkopf und Luftröhre, was die Atmung erschwert. Obwohl ein Pseudokrupp-Anfall meist ohne Komplikationen verläuft, sollten Sie mit Ihrem Kind zum Arzt gehen, wenn es entsprechende Symptome zeigt.
Plötzlicher Hustenanfall
Gerade bei kleinen Kindern, die in einer bestimmten Phase gerne alles in den Mund nehmen, kann ein plötzlich auftretender, unvermittelter Husten darauf hinweisen, dass sie einen Fremdkörper verschluckt oder eingeatmet haben. Das kann ein Notfall sein. Neben dem Husten bekommen die Kinder dann manchmal auch schlecht Luft und machen laute Atemgeräusche. Ist der Fremdkörper in die Speiseröhre gelangt, kann es zu Schluckbeschwerden, Erbrechen und Brustschmerzen kommen. Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind etwas verschluckt oder eingeatmet hat, suchen Sie unverzüglich einen Arzt auf, auch wenn sich die Beschwerden wieder bessern.
Provozierter Husten mit Atemnot
Bei kleinen Kindern, die immer wieder husten, kommt auch Asthma als Ursache infrage, eine chronische Lungenerkrankung, die schon im ersten Lebensjahr beginnen kann. Der Husten tritt typischerweise bei bestimmten Anlässen, wie z. B. nach Anstrengung oder Aufenthalt in kalter Luft, auf und führt je nach Schweregrad zu leichter bis starker Atemnot. Auch saisonale Beschwerden in der Pollenzeit können ein Hinweis darauf sein. Ein Asthmaanfall kann außerdem unvermittelt in der Nacht auftreten.
Reizung durch trockene Luft
Im Winter, wenn Heizungen laufen, wird die Raumluft trocken – das reizt die Schleimhäute und kann zu einem trockenen Reizhusten führen, selbst ohne Infekt. Das äußert sich dann meist durch einen unproduktiven Husten, also ohne Auswurf.
Die wichtigsten Fragen und Antworten auf einen Blick
Wie lange ist Husten beim Kleinkind normal?
Bis zu 3 Wochen spricht man von einem akuten Husten. Er ist ein ganz normales Symptom im Rahmen eines Atemwegsinfekts, wobei er mit der Zeit nachlassen sollte. Bei einer Bronchitis kann sich der Husten durchaus auch mal länger hinziehen. Ein ganz guter Anhaltspunkt dafür kann es sein, wenn Ihr Kind erst trocken hustet und später Auswurf dazukommt.
Ein rein trockener Husten sollte nach ein paar Wochen abgeklärt werden – spätestens dann, wenn er chronisch wird: nach 8 Wochen.
Wann steckt ein Infekt dahinter?
Meistens ist Husten das Symptom eines harmlosen Atemwegsinfekts. Besonders wenn Bronchien betroffen sind, hustet das Kind zunächst trocken, dann zunehmend verschleimt und später wieder trocken.
Was kann nächtlichen Husten auslösen?
Bei einer Erkältung kann Schleim aus der Nase in den Rachen laufen, besonders im Liegen, was dann Hustenreiz auslöst. Auch trockene Raumluft oder Mundatmung bei verstopfter Nase können den Reiz verstärken. Nächtlicher Husten tritt außerdem recht häufig bei Asthma auf, wobei Sie bei einer Erkältung Ihres Kindes nicht gleich Asthma vermuten sollten.
Was sind seltene Ursachen für Husten?
Neben Infekten können auch Reflux, Fremdkörper, Pseudokrupp, Keuchhusten oder Asthma dahinterstecken – vor allem bei anhaltenden Beschwerden sollte man an diese Möglichkeiten denken.
Was ist typisch bei einem Erkältungshusten?
Erkältungshusten entsteht meist durch eine virale Infektion der oberen Atemwege. Er beginnt trocken, wird dann schleimig und klingt in der Regel nach 1 bis 2 Wochen von selbst ab.
Wie hört sich Husten bei Pseudokrupp an?
Typisch ist ein bellender, lauter Husten, häufig begleitet von Heiserkeit und pfeifenden Atemgeräuschen beim Einatmen, besonders abends oder nachts. Pseudokrupp kann bei Säuglingen und Kindern bis zum sechsten Lebensjahr auftreten. Danach sind Luftröhre und Kehlkopf so geweitet, dass es in der Regel nicht mehr zu gefährlichen Anfällen kommt.
Wie hört sich eine Bronchitis bei Kindern an?
Husten ist das Leitsymptom einer Bronchitis – bei Erwachsenen und Kindern. Zunächst ist der Husten meist trocken und wird dann mit einsetzender Schleimbildung produktiv, sprich erkrankte Kinder husten vermehrt Schleim ab. Außerdem kommt es durch den zähen Schleim in den Atemwegen häufig zu den für eine Bronchitis typischen Rasselgeräuschen beim Atmen.
Mehr zu den Anzeichen einer Bronchitis finden Sie hier.
Im Zweifel lieber zum Kinderarzt
Bei einer Bronchitis kommt es zu einer Entzündung der Schleimhäute in den unteren Atemwegen, unter anderem den Bronchien. Dadurch schwellen die Schleimhäute an und die Atemwege verengen sich. Die übermäßige Schleimbildung trägt dann noch zusätzlich zur Verengung der Atemwege bei. Besonders bei kleinen Kindern, deren Atemwege ohnehin noch sehr eng und fein sind, kommt es bei einer Bronchitis deswegen auch oft zu Atemnot. Das klingt meist bedrohlicher als es tatsächlich ist, dennoch sollten Sie in diesem Fall mit Ihrem Kind lieber einen Arzt aufsuchen.
Wann muss an eine Fremdkörperaspiration gedacht werden?
Bei plötzlich einsetzendem, anhaltendem Husten ohne erkennbare Ursache – vor allem, wenn er beim Spielen oder Essen beginnt – sollte immer an einen verschluckten Fremdkörper gedacht werden. Das ist ein Notfall und muss sofort ärztlich abgeklärt werden.
Was ist typisch für Keuchhusten?
Keuchhusten beginnt meist harmlos – mit Schnupfen und leichtem Husten, ähnlich wie bei einer Erkältung. Nach ein bis drei Wochen folgen heftige Hustenanfälle, oft mit keuchendem Einatmen, Würgen oder sogar Erbrechen. Die Anfälle treten vor allem nachts auf, Fieber fehlt meist. Besonders bei Säuglingen kann Keuchhusten gefährlich werden: Atemaussetzer, Lungenentzündungen und andere Komplikationen sind möglich. Ein frühzeitiger Arztbesuch ist daher wichtig – vor allem bei ungeimpften Babys. Übrigens: Bei hartnäckigem Husten muss auch bei geimpften Kindern an eine Keuchhustenerkrankung gedacht werden, wenn die letzte Impfung fünf bis zehn Jahre zurückliegt, da der Impfschutz nachlassen kann.
Woran erkenne ich eine Lungenentzündung bei meinem Kind?
Typische Anzeichen sind neben Husten hohes Fieber, schneller Atem, Atemnot oder Schmerzen beim Atmen. Bei kleinen Kindern kann auch Trinkverweigerung oder Teilnahmslosigkeit auffallen.
Was ist typisch für kindliches Asthma?
Asthma äußert sich teils durch trockenen, chronischen Husten. Auch eine pfeifende Atmung und Atemnot sind mögliche Anzeichen.
Quellen:
Barltet K.: Das hustende Kind. Z Allg Med 2024; 100: 446–454.
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI): S2k-Leitlinie „Interdisziplinäre Versorgung von Kindern nach Fremdkörperaspiration oder Fremdkörperingestion“. AWMF-Registernummer 003/031, 2. Auflage, Dezember 2024.
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