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Headerbild – Kind: Ohrenschmerzen bei Babys und Kindern

Ohrenschmerzen bei Babys und Kindern – Kann das eine Mittelohrentzündung sein?

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Ohrenschmerzen können viele unterschiedliche Ursachen haben. Oft sind sie ein Hinweis auf eine vorliegende Mittelohrentzündung. Aber auch Verletzungen im Bereich der Ohren oder ein verstopfter Gehörgang können sehr schmerzhaft sein. Wie Sie Ohrenschmerzen bei Ihrem Kind erkennen und was dahinterstecken kann, erfahren Sie hier.

Ursachen und Symptome

Was verursacht Ohrenschmerzen bei Kindern?

Ohrenschmerzen bei Kindern können verschiedene Ursachen haben. Oftmals sind sie das erste Anzeichen einer Mittelohrentzündung, auch Otitis media genannt. Diese kommt bei Kindern relativ häufig vor. Aber auch andere Erkrankungen oder Verletzungen können Schmerzen im Bereich der Ohren verursachen.

Häufige Ursachen bei Ohrenschmerzen:

  • Mittelohrentzündung: Diese Erkrankung kommt besonders bei Babys und Kleinkindern sehr häufig vor. In der Regel tritt sie im Rahmen einer Erkältung auf und klingt nach zwei bis drei Tagen wieder ab. Ursache ist hier eine Ausbreitung der Entzündung der Nasenschleimhaut über die sogenannte Ohrtrompete weiter ins Mittelohr.
  • Verletzungen: Im Bereich der Ohren kann es bei Kindern schnell zu schmerzhaften Verletzungen kommen, beispielsweise zu Schnitt- oder Schürfwunden am äußeren Ohr und im Gehörgang. 

Auch das empfindliche Trommelfell kann verletzt werden, z. B. durch einen spitzen Gegenstand oder auch durch die unsachgemäße Anwendung von Wattestäbchen bei der Reinigung. Meist verspüren die Kinder dann einen plötzlichen, stechenden Schmerz tief im Ohr drin. In seltenen Fällen kann ein Trommelfellriss auch beim Fliegen oder Tauchen durch die Druckschwankungen ausgelöst werden. Ebenso kann ein lauter Knall (z. B. Explosion) oder ein Schlag auf das Ohr zu Trommelfellverletzungen führen.

  • Verschluss des Gehörgangs: Wenn der Gehörgang verstopft ist, kann dies ebenfalls schmerzhaft für die betroffenen Kinder sein. Ein solcher Verschluss entsteht meist durch einen Fremdkörper im Gehörgang oder durch die vermehrte Ansammlung von Ohrenschmalz. So ein Pfropf aus Ohrenschmalz wird übrigens Cerumen genannt. Wenn der Grund für den Verschluss entfernt wird, lassen in der Regel auch die Ohrenschmerzen schnell wieder nach.
  • Probleme am Kiefergelenk: Bei Kindern sind Probleme am Kiefergelenk sehr selten. Diese treten viel häufiger bei Erwachsenen auf, wenn Betroffene beispielsweise Knirschen oder Pressen und dadurch eine ungewöhnlich hohe Belastung auf das Kiefergelenk ausgeübt wird. In seltenen Fällen können aber auch Zahnfehlstellungen oder andere Ursachen bei Kindern zu schmerzhaften Problemen am Kiefergelenk führen. Da Ohr und Kiefergelenk ganz dicht nebeneinander liegen, strahlen Schmerzen in diesem Bereich oft auch ins Ohr aus bzw. können nur schwer unterschieden werden. 

Wie äußert sich eine Mittelohrentzündung bei Kindern?

Eine Mittelohrentzündung ist für erkrankte Kinder meist mit unangenehmen Schmerzen im Bereich des betroffenen Ohres verbunden. Die Entzündung kann einseitig oder auch beidseitig auftreten. 

Häufige zusätzliche Symptome: Fieber und allgemeine Abgeschlagenheit

Zusätzlich zu den Ohrenschmerzen leiden betroffene Kinder meist noch unter Fieber, Schlaflosigkeit und allgemeiner Unruhe. Außerdem kann auch das Hörvermögen durch die Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr eingeschränkt sein. Da eine akute Mittelohrentzündung meist im Verlauf oder nach einer Erkältung auftritt, werden die Ohrenschmerzen oft auch noch durch typische Erkältungsbeschwerden wie Schnupfen, Halsschmerzen und Husten begleitet. 

Besonders bei kleinen Kindern müssen Eltern genau hinsehen

Je kleiner Kinder sind, desto herausfordernder ist es für Eltern, zu erkennen, woran ihr Kind leidet. Besonders bei Babys und Kleinkindern kann es daher mitunter schwierig sein, überhaupt erst einmal herauszufinden, dass sie unter Ohrenschmerzen leiden. Meist fällt Eltern auf, dass ihr Kind unruhiger ist als sonst und mehr weint oder schreit. Außerdem fassen sich Kinder mit Ohrenschmerzen oft instinktiv häufiger an das betroffene Ohr oder schütteln vermehrt den Kopf. 

Aber auch bei älteren Kindern müssen Eltern meist genau hinsehen. Oft fällt es Kindern noch schwer genau zu lokalisieren, wo die Schmerzen herkommen oder wie sie einzuordnen sind. Denken Sie also beispielsweise auch bei Kopf- oder Bauchschmerzen daran, dass die Schmerzen möglicherweise woanders herkommen könnten. Versuchen Sie dann am besten herauszufinden, ob Ihr Kind noch unter anderen Beschwerden leidet, die weitere Hinweise auf die Ursache liefern könnten. 

Warum bekommen Kinder Ohrenentzündungen?

Entzündungen im Mittelohr sind bei kleinen Kindern sehr häufig. Ein Großteil erkrankt mindestens einmal bis zum dritten Lebensjahr daran. Dafür gibt es mehrere Gründe. 

Einige anatomische Strukturen entwickeln sich erst mit der Zeit

Zunächst sind die Nasennebenhöhlen in diesem Alter noch nicht vollständig entwickelt. Aus diesem Grund breiten sich Krankheitserreger im Rahmen einer Erkältung häufiger ins Ohr aus als bei Erwachsenen. Mittelohr und Rachenraum sind über einen Gang, die sogenannte Ohrtrompete oder auch Eustachische Röhre genannt, miteinander verbunden. Über diese Verbindung können sich mögliche Krankheitserreger somit über den Nasen-Rachenraum ins Mittelohr ausbreiten. 

Diese Ohrtrompete ist bei Babys und Kleinkindern noch viel kürzer als bei Erwachsenen. Außerdem liegt sie in diesem Alter noch eher horizontal, was die Ausbreitung von Erkrankungserregern zusätzlich begünstigt. 

Wenn sich die Krankheitserreger und damit die Entzündung von der Nasenschleimhaut weiter auf die Ohrtrompete ausbreitet, schwillt diese an und verschließt sich. Dieser Verschluss verursacht zum einen ein unangenehmes Druckgefühl auf dem betroffenen Ohr, ähnlich wie im Fahrstuhl oder beim Fliegen. Zum anderen wird dadurch verhindert, dass Sekret aus dem Mittelohr abfließen kann. Dadurch sammelt sich immer mehr Sekret im Mittelohr an, was zusätzlich zu unangenehmen Schmerzen führt. 

Immunsystem noch nicht voll ausgereift

Neben diesen anatomischen Besonderheiten im Kindesalter spielt auch die Tatsache, dass das Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist, eine entscheidende Rolle beim Thema Infektionen. Kinder sind in diesem Alter generell anfälliger für Infekte jeglicher Art, weil das Abwehrsystem erst noch „trainiert“ werden muss.

Können Ohr- und Zahnschmerzen zusammenhängen?

Ja, bei Zahnproblemen kann es vorkommen, dass betroffene Kinder über Schmerzen bzw. ein unangenehmes Druckgefühl im Ohr klagen. 

Besonders häufig kommt das bei Babys vor, die gerade zahnen. Der sogenannte Durchbruch der Zähne durch das Zahnfleisch kann durchaus schmerzhaft für Babys sein. Manchmal kommt es bei diesem Vorgang auch zu Zahnfleischentzündungen, die ebenfalls Schmerzen auslösen, welche auch bis in die Ohren ausstrahlen können. 

Tipps und Hinweise

Wann sollten Sie mit Ihrem Kind bei Ohrenschmerzen zum Arzt?

In den ersten zwei Lebensjahren sollten Sie bei Ohrenschmerzen im Zweifel immer lieber einmal den Kinderarzt aufsuchen, besonders, wenn diese zum ersten Mal auftreten. Oft steckt eine Mittelohrentzündung hinter den Schmerzen. Trotzdem sollten Sie hier auf Nummer sicher gehen, dass keine andere, ernste Ursache vorliegt, die möglicherweise zu Folgeschäden beim Gehör Ihres Kindes führen könnte. 

In folgenden Situationen sollten Sie immer, auch bei älteren Kindern, umgehend einen Arzt aufsuchen:

  • wenn hohes Fieber auftritt,
  • wenn plötzlich starke Ohrenschmerzen auftreten oder bei akuter Verschlechterung der Schmerzen,
  • wenn Blut aus dem Ohr läuft,
  • wenn eitriges Sekret (meist gelb-grünliche Farbe) aus dem Ohr läuft,
  • wenn sich das Allgemeinbefinden Ihres Kindes deutlich verschlechtert,
  • wenn Sie einen Fremdkörper im Ohr erkennen oder vermuten.

Was hilft schnell bei Ohrenschmerzen bei Kindern?

Welche Maßnahmen Linderung verschaffen, hängt davon ab, wodurch die Ohrenschmerzen verursacht werden. Zunächst sollten Sie also den Grund für die Schmerzen herausfinden.

Eine Mittelohrentzündung heilt meist innerhalb weniger Tage wieder ab. In der Regel können alle Arten von Hausmitteln helfen, die dazu beitragen, dass die Schleimhautschwellung nachlässt. Bei älteren Kindern können Sie beispielsweise einmal eine Nasendusche mit Kochsalzlösung ausprobieren. Auch sogenannte Zwiebelsäckchen auf den Ohren sind ein beliebtes Hausmittel bei Mittelohrentzündungen. 

Ohrentropfen sowie abschwellende Nasentropfen sollten nur nach Rücksprache mit dem Kinderarzt gegeben werden. Bei starken Schmerzen kann nach ärztlicher Rücksprache auch Paracetamol gegeben werden.

Bei Verletzungen oder Fremdkörpern im Ohr sollte die Kinderarztpraxis aufgesucht werden. In diesen Fällen muss der Arzt individuell entscheiden, welche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Ohrenschmerzen bei Kindern – die wichtigsten Fragen und Antworten auf einen Blick

Quellen:

Meyer, Fritz. "Kinder und Jugendliche mit Otalgien." Allgemeinmedizin up2date 2.01 (2021): 75-91.

Thurnher, Dietmar, et al. "Ohrenschmerzen." HNO-Heilkunde: Ein symptomorientiertes Lehrbuch (2011): 189-200.

Metzler, Christof, and Christof Metzler. "Ohrenschmerzen." Der Kinderarzt vom Bodensee–Medizinische Tipps für Eltern: Husten, Fieber, Impfungen & Co. (2021): 39-41.

Autor/-in unseres Artikels
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt
Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
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Medizinische Prüfung des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin
Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin
Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung
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