Influenza (Grippe) bei Kindern – was tun?
Autor: Dr. med. Jörg Zorn, Arzt
Eine Influenza, auch „echte Grippe“ genannt, ist eine ernstzunehmende Virusinfektion, die in der Regel deutlich schwerer verläuft als eine einfache Erkältung bzw. ein grippaler Infekt. Typisch sind ein plötzlicher Krankheitsbeginn, hohes Fieber und starke Kopf- und Gliederschmerzen. Hier erfahren Sie, wie Sie Ihr Kind beim Heilungsprozess bestmöglich unterstützen können, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, welche Hausmittel hilfreich sind und wann Sie mit Ihrem Kind lieber eine Kinderarztpraxis aufsuchen sollten.
Behandlungsmöglichkeiten
Was hilft bei Influenza im Kindesalter?
Bei der Behandlung einer Influenza bei Kindern steht in erster Linie die Linderung der Symptome im Vordergrund. Da es sich um eine Virusinfektion handelt, wirken Antibiotika nicht. Es gibt aber verschiedene andere Behandlungsmöglichkeiten, um die Beschwerden zu reduzieren. Wichtig ist vor allem, Ihrem Kind Zeit zu geben, sich zu erholen.
Sie sind sich unsicher, ob Ihr Kind eine echte Grippe oder vielleicht doch nur eine schwerere Erkältung hat? Hier erfahren Sie mehr: Fieber, Abgeschlagenheit und Schnupfen: Grippe oder Erkältung?
Ausruhen, viel trinken und ggf. Fieber senken
- Ruhe und Schonung: Ihr Kind sollte sich viel ausruhen und unbedingt zuhause bleiben, um sich zu erholen. Außerdem können Sie dadurch verhindern, dass sich andere Kinder im Kindergarten oder der Schule anstecken.
- Ausreichend trinken: Bei einer echten Grippe leiden Kinder meist unter Schüttelfrost und Fieber und schwitzen mehr. Dadurch verliert der Körper viel Flüssigkeit. Außerdem braucht das Abwehrsystem viel Flüssigkeit, um die Krankheitserreger optimal bekämpfen zu können. Achten Sie daher darauf, dass Ihr Kind ausreichend trinkt. Am besten eignen sich stilles Wasser, ungesüßter Tee oder eine leichte Brühe.
Fieber senken bei Bedarf: Fiebersenkende Mittel wie Paracetamol oder Ibuprofen können helfen, wenn Ihr Kind Fieber hat. Halten Sie sich dabei immer genau an die Dosierungsangaben oder halten Sie Rücksprache mit Ihrem Kinderarzt. Wichtig: Geben Sie Kindern niemals Acetylsalicylsäure (ASS), da der Wirkstoff in diesem Alter zu schweren Komplikationen, dem sog. Reye-Syndrom, führen kann.
Viele Eltern sind beim Thema Fieber schnell verunsichert. Lesen Sie hier, worauf Sie achten sollten: Fieber bei Erkältung – Was müssen wir als Eltern beachten?
- Medikamente: Neben schmerzlindernden und fiebersenkenden Mitteln können je nach Symptomen auch schleimlösende Medikamente oder abschwellende Nasentropfen bzw. -sprays in Erwägung gezogen werden. Halten Sie vor der Gabe aber zur Sicherheit Rücksprache mit dem Kinderarzt. In seltenen Fällen kann der Kinderarzt auch antivirale Medikamente verschreiben.
Wie bekomme ich mein Kind schnell wieder gesund?
Auch wenn Eltern sich wünschen, dass die Krankheit schnell vorbei ist: Eine Influenza braucht einige Zeit, bis sie vollständig auskuriert ist. Insgesamt dauert es meist mehrere Tage, manchmal auch Wochen, bis Ihr Kind wieder ganz gesund ist. Es gibt aber ein paar Maßnahmen, mit denen Sie die Genesung unterstützen können:
- Sorgen Sie für eine ruhige Umgebung, ohne zu viele Reize.
- Vermeiden Sie körperliche Anstrengungen und Aufregung.
- Bieten Sie leichte Mahlzeiten an, sobald Ihr Kind wieder etwas Appetit hat.
- Halten Sie Ihr Kind warm, ohne dass es ihm zu heiß wird.
- Versuchen Sie, dass Ihr Kind mit leicht erhöhtem Oberkörper schläft – das erleichtert die Atmung.
Welche Hausmittel helfen bei Grippe bei Kindern?
Hausmittel sind meist einfach zu beschaffen oder sogar bereits im Haushalt vorhanden und daher eine beliebte Ergänzung bei der Behandlung einer Grippe. Wichtig: Wählen Sie nur Maßnahmen aus, die Ihr Kind angenehm findet – alles, was Stress oder Unwohlsein auslöst, ist für den Krankheitsverlauf eher hinderlich und sollte lieber vermieden werden.
Wadenwickel:
Bei hohem Fieber können lauwarme Wadenwickel helfen, die Temperatur etwas zu senken. Verwenden Sie dafür ein Handtuch, das Sie in lauwarmes Wasser tauchen, gut auswringen und dann locker um die Waden wickeln. Darüber kommt jeweils ein trockenes Handtuch. Die Wickel sollten für 10–15 Minuten auf den Waden bleiben und das Prozedere kann mehrmals am Tag wiederholt werden. Wichtig: Nur anwenden, wenn Ihr Kind warme Hände und Füße hat – bei kalten Gliedmaßen sind Wadenwickel nicht geeignet.
Hühnersuppe:
Ein altes, aber sehr wirksames Hausmittel. Sie liefert Flüssigkeit, wichtige Nährstoffe und wärmt von innen. Außerdem wird der Dampf beim Essen eingeatmet und befeuchtet so gleichzeitig noch etwas die Schleimhäute. Wer möchte, kann eine frische Hühnersuppe kochen, eine leichte Brühe ist aber auch eine gute und schnellere Alternative.
Honig bei Husten:
Bei älteren Kindern kann ein Teelöffel Honig dabei helfen, den Hustenreiz zu lindern. Kinder unter einem Jahr dürfen wegen der Gefahr des Säuglingsbotulismus noch keinen Honig bekommen. Hier ist das Verdauungssystem noch sehr empfindlich, daher können im Honig enthaltene Sporen zu dieser gefährlichen Komplikation führen. Abends ist der Husten oft besonders schlimm. Lesen Sie hier, wie Sie Ihr Kind unterstützen können: Husten nachts bei Kindern: Was tun?
Inhalationen mit Kochsalzlösung:
Dampfinhalationen können dabei helfen, die Atemwege zu befeuchten und festsitzenden Schleim zu lösen. Bei Kindern unter 3 Jahren sollten Sie jedoch unbedingt auf Inhalationen mit ätherischen Ölen verzichten, da diese gefährliche Atemprobleme auslösen können. Kochsalzlösung ist hingegen in der Regel unbedenklich und kann auch schon bei kleinen Kindern angewendet werden. Verwenden Sie aber am besten immer gebrauchsfertige Inhalationshilfen, um Verbrühungen an heißen Schüsseln oder zu heißem Dampf zu vermeiden.
Die verstopfte Nase wird einfach nicht wieder frei? Lesen Sie hier: Was hilft gegen Schnupfen und eine verstopfte Nase bei Kindern?
Gutes Raumklima:
Trockene Heizungsluft reizt die Schleimhäute zusätzlich, daher sollten Sie stets auf ein gutes Raumklima achten. Stellen Sie dafür beispielsweise einfach eine Schale mit Wasser auf die Heizung oder hängen Sie feuchte Tücher im Zimmer auf, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. Regelmäßiges Lüften ist ebenfalls wichtig – packen Sie Ihr Kind davor am besten warm ein und lüften Sie immer nur kurz.
Ruhe und Schlaf:
Ausreichend Schlaf und Schonung sind wichtig, damit das Abwehrsystem Ihres Kindes die Krankheitserreger optimal bekämpfen kann. Versuchen Sie daher, dass Ihr Kind möglichst früh ins Bett geht und tagsüber zwischendurch genügend Pausen oder Mittagsschläfchen macht.
Verhaltenstipps
Wie lange dauert die Influenza bei einem Kind?
Die akute Krankheitsphase mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen dauert meist drei bis sieben Tage. Viele Kinder fühlen sich danach aber noch längere Zeit schwach und brauchen insgesamt ein bis zwei Wochen, bis sie wieder ganz beschwerdefrei sind. In Einzelfällen kann die Erholungszeit auch noch länger dauern.
Wie hoch und wie lange haben Kinder bei Influenza Fieber?
Typisch ist ein plötzlicher Beginn mit hohem Fieber bis 40 °C. Oft hält das Fieber bei einer Grippe auch für mehrere Tage an. Hier müssen Sie als Eltern darauf achten, regelmäßig die Temperatur zu kontrollieren und den Verlauf im Auge zu behalten.
Wenn das Fieber stark ansteigt und Ihr Kind sehr abgeschlagen wirkt, auffällig wenig trinkt oder Atemprobleme auftauchen, sollten Sie unbedingt eine Kinderarztpraxis aufsuchen oder direkt in eine Klinik fahren.
Wann zum Arzt bei Grippe bei Kindern?
In den meisten Fällen kann eine Influenza bei Kindern zuhause auskuriert werden. Es gibt jedoch Situationen, in denen Sie sofort eine Kinderarztpraxis oder eine Kinderrettungsstelle im Krankenhaus aufsuchen sollten:
- Fieber über 40 °C oder anhaltendes Fieber über mehrere Tage
- Trinkverweigerung oder Anzeichen von Austrocknung (trockene Lippen, kaum Urin)
- Atemnot, angestrengte oder sehr schnelle Atmung
- Krampfanfälle
- ungewöhnliches Verhalten
- starke Schwäche, Verwirrtheit oder wenn Ihr Kind „anders krank wirkt als sonst“
Bei Säuglingen und Kleinkindern unter 2 Jahren sollten Sie Symptome, die auf eine Grippe hindeuten, immer ärztlich abklären lassen.
Influenza bei Kindern behandeln – die wichtigsten Fragen und Antworten auf einen Blick
Was hilft bei Influenza beim Kind?
Viel Ruhe, ausreichend Schlaf und genügend Flüssigkeit sind die wichtigsten Grundlagen, damit das Immunsystem Ihres Kindes die Viren bekämpfen kann. Fiebersenkende Mittel wie Paracetamol oder Ibuprofen können bei hohem Fieber oder starken Schmerzen eingesetzt werden. Unterstützend können Sie außerdem bewährte Hausmittel wie Hühnersuppe, Wadenwickel oder eine gute Luftfeuchtigkeit im Kinderzimmer ausprobieren.
Ist die Grippeschutzimpfung für Kinder sinnvoll?
Für Kinder ist die jährliche Grippeschutzimpfung generell nicht empfohlen. In Deutschland ist diese Impfung laut STIKO (Ständige Impfkommission) nur für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem vorgesehen, also älteren Personen oder solchen mit schweren Grunderkrankungen.
Nur bei Kindern mit einer erhöhten gesundheitlichen Gefährdung, beispielsweise bei schweren Herz-, Atemwegs oder Stoffwechselerkrankungen, ist eine Grippeschutzimpfung sinnvoll. In diesen Fällen wird eine Impfung ab einem Alter von sechs Monaten empfohlen.
Was hilft am schnellsten gegen Grippe?
Ein Wundermittel, das die Influenza sofort beendet, gibt es nicht. Am schnellsten erholen sich Kinder durch viel Ruhe, Schlaf und Flüssigkeit. In besonderen Fällen können antivirale Medikamente den Verlauf etwas verkürzen, diese müssen jedoch sehr früh (innerhalb der ersten 48 Stunden nach Krankheitsbeginn) vom Arzt verordnet werden.
Quellen
1. Panning, Marcus, and Roland Elling. "Respiratorische Viren bei Kindern und Jugendlichen." Pädiatrie. Springer, Berlin, Heidelberg, 2024. 1-11.
2. Roth, S., et al. "Empfehlungen zur Behandlung der obstruktiven Atemwegserkrankungen im Kindesalter (SGPP/PIA-CH 2009)." Paediatrica 20.3 (2009): 44-51.
3. Stiftung Gesundheitswesen, "Grippe (Influenza) Behandlung", verfügbar unter: www.stiftung-gesundheitswissen.de/erkaeltung-und-grippe/grippe/behandlung.


